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Dringender Handlungsbedarf

Bistum gibt Trägerschaft von vier Tagungshäusern ab – Bischof Jung: Verringerte Mittel nicht mit verringerter Glaubenskraft gleichsetzen – Generalvikar Vorndran: Wir wollen verlässlicher Arbeitgeber bleiben

Würzburg (POW) Die Coronakrise hat die finanziell angespannte Lage der Diözese Würzburg verschärft. Deswegen gibt das Bistum die Trägerschaft der vier Tagungshäuser Tagungszentrum Schmerlenbach im Landkreis Aschaffenburg, der „Benediktushöhe – Das Haus für Soziale Bildung“ in Retzbach, des Bildungs- und Begegnungshauses Sankt Michael in Bad Königshofen und der Thüringer Hütte (beide Landkreis Rhön-Grabfeld) ab. „Jetzt besteht dringender Handlungsbedarf“, betonte Bischof Dr. Franz Jung am Donnerstag, 10. Dezember, bei einer Pressekonferenz. „Das tut weh und bedeutet schmerzliche Einschnitte.“

Fortgesetzt werde die Trägerschaft beim Martinushaus in Aschaffenburg, dem Burkardushaus in Würzburg, dem Haus Volkersberg im Landkreis Bad Kissingen und dem Matthias-Ehrenfried-Haus in Würzburg, sagte Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran. Beim Jugendhaus Sankt Kilian in Miltenberg und dem Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg bemühe sich das Bistum, Kooperationspartner zu finden. „Sollte das nicht gelingen, wird die endgültige Entscheidung über Fortführung oder Schließung dieser beiden Häuser Ende 2021 getroffen“, erläuterte Vorndran. Wichtig sei ihm, dass das Bistum Würzburg ein verlässlicher Dienstgeber sei und bleibe. „Gerade im Blick auf Chancen für die kommende Generation müssen wir uns jetzt verschlanken und radikal verändern, um jungen Menschen Zukunftsperspektiven in der Kirche aufzeigen zu können.“

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Bischof Jung sagte, dass eine Verringerung der Mittel nicht mit der Verringerung der Glaubenskraft gleichzusetzen sei. Es gelte, geistlicher zu werden, neue Schnittstellen zur Glaubensverkündigung zu schaffen und Pastoral und Caritas zu verschränken. Schon bei Dienstantritt in Würzburg sei ihm klar gewesen, dass der Haushalt auf äußerste Kante genäht sei. Enorme Anstrengungen seien seither unternommen worden, um die Umstellung auf doppische Buchführung vorzunehmen, Kostenstellen neu zu definieren und Hauptabteilungen nach der Umstrukturierung Budgets zuzuweisen, die eigenverantwortlich zu bewirtschaften sind. „Aber jenseits dieser unverzichtbaren Maßnahmen zur Haushaltskontrolle und Haushaltsübersicht war mir und den Finanzverantwortlichen völlig klar, dass die Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs auf äußerst wackeligen Beinen steht“, sagte der Bischof (siehe eigener Bericht zu den Bilanzen).

Maßnahmen wie das Bau-Moratorium, eine sechsmonatige Wiederbesetzungssperre mit dem Ziel des Personalabbaus und die Deckelung des Haushalts in den beiden vergangenen Jahren hätten zwar Einsparungen gebracht. Diese reichten angesichts des „dramatischen Verlusts“ auf der Einnahmenseite nicht aus. Ihm sei bewusst, dass die Verkündigung der Sparmaßnahmen kurz vor Weihnachten zu einer Unzeit erfolge. „Das bedrückt mich auch als Bischof.“ Zugleich sei es ihm wichtig, lieber die Sachverhalte klar zu benennen als Erwartungen zu wecken, die nicht einzulösen sind. „Ich wünsche mir und werde als Bischof auch alles daran setzen, dass wir die schmerzlichen Veränderungsprozesse gut und transparent gestalten, ohne unnötige Härten.“

Jede einzelne Entscheidung über das Abgeben der Trägerschaft schmerze sehr, besonders im Blick auf die dort Beschäftigten, hob der Generalvikar hervor. Geprüft worden seien für die Entscheidung „pastorale, geografische, inhaltliche, strukturelle und wirtschaftliche Gegebenheiten“. Auch bautechnische und wirtschaftliche Gutachten seien eingeholt worden, Kennzahlen wie Belegung, Zielgruppen, Betriebsergebnisse, Umsatz, Personalkosten und zu erwartende Sanierungskosten durch den Bischöflichen Finanzdirektor Sven Kunkel analysiert worden. Die Mitarbeitervertretung (MAV) sei bei der Vorbereitung der Entscheidung strukturell und transparent eingebunden worden. Zugleich betonte Generalvikar Vorndran: „Die Reduzierung der Tagungs- und Bildungshäuser ist erst der Beginn einer deutlichen Reduzierung des Immobilienbestands.“

Kurzfristig werde in den betroffenen Einrichtungen kein Mitarbeiter entlassen. Von den 263 im Bereich der Bildungs- und Tagungshäuser Beschäftigten könnten rund 100 Personen im kommenden Jahr von Veränderungsmaßnahmen betroffen sein. Generalvikar Vorndran kündigte sozialverträgliche Lösungen an. So werde es Möglichkeiten geben, Arbeitsverhältnisse auf neue Träger überzuleiten, den Mitarbeitern würden freie Stellen im Bistum Würzburg sowie Weiterqualifizierung angeboten. Auch an abgefederte Übertrittsmöglichkeiten in den Ruhestand wie Altersteilzeit sei gedacht. Wo die angedachten Auffangmaßnahmen nicht griffen, könnten derzeit betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen werden. „Ich hoffe persönlich sehr, dass die Maßnahmen greifen.“ Grundsätzlich steht das Bistum nach den Worten des Generalvikars weiterhin zu einem pluralen und hochwertigen Bildungsangebot. Bildung müsse aber nicht immer in eigenen Immobilien mit hoher Bettenkapazität und teils geringer Auslastung geschehen.

Im Bereich der Personalkosten seien die Ausgaben im gesamten Bistum bereits 2019 um fünf Millionen Euro reduziert worden. „Angesichts der sehr schwierigen Haushaltslage und dem massiven Rückgang der Erträge aus der Kirchensteuer müssen wir diesen Weg weitergehen – und zwar ohne Zwischenstopp“, erklärte Generalvikar Vorndran. „Die Diözese Würzburg wird in den kommenden Jahren die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reduzieren müssen.“ Entsprechende Einschränkungen bei der Wiederbesetzung von Stellen beträfen ab sofort auch die Hauptabteilung Seelsorge. Weihbischof Ulrich Boom und Domkapitular Christoph Warmuth hätten ihre Solidarität diesbezüglich beim einmütigen Beschluss des Allgemeinen Geistlichen Rats signalisiert. Bischof und Generalvikar würden alles daran setzen, das Bistum zukunftsfähig aufzustellen. „Wir wollen auch weiterhin handlungsfähig bleiben und bei der Jugend verstärkt Personalgewinnung betreiben, ja wir wollen für junge Menschen, die einen Ruf in den Dienst der Kirche verspüren, ein verlässlicher Dienstgeber bleiben“, sagte Generalvikar Vorndran.

Bischöflicher Finanzdirektor Sven Kunkel erläuterte, die Finanzsituation im Jahr 2020 und im Jahr 2021 werde vor allem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt. Insgesamt rechnet die Diözese Würzburg für das Jahr 2020 mit einem deutlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen in Höhe von zehn bis 15 Millionen Euro. „Für das Jahr 2021 erwarten wir nochmals geringere Kirchensteuereinnahmen. In Abstimmung mit dem Diözesansteuerausschuss planen wir für das Jahr 2021 mit Kirchensteuereinnahmen in Höhe von 156 Millionen Euro.“ Mit der Unterstützung aller Kostenstellenverantwortlicher und gemeinsam mit allen Hauptabteilungen seien die Ausgaben für das Haushaltsjahr 2021 gegenüber der Planung des Jahres 2020 um zirka 26 Millionen Euro gesenkt. worden. Für das Jahr 2021 plane die Diözese Würzburg auf Basis der geringeren Einnahmen und reduzierten Ausgaben mit einem negativen Jahresergebnis in Höhe von zirka minus elf Millionen Euro. „Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie werden wir gemeinsam das von der Bistumsleitung vorgegebene Ziel eines ausgeglichenen Haushaltes in den nächsten Jahren erreichen“, sagte Kunkel.

Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Diözesan-Caritasverbands Würzburg, unterstrich die schlanke Struktur der Caritas. 80 Prozent der rund 17.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in etwa 900 Diensten und Einrichtungen arbeiteten mit und für 250.000 Personen in Unterfranken, lediglich 20 Prozent der Hauptamtlichen seien in Bereichen wie Verwaltung, Hauswirtschaft oder Technik beschäftigt. Mit 20,1 Millionen Euro an Zuweisungen aus Kirchensteuermitteln habe die Caritas 2020 geplant. Mit der Haushaltssperre sei eine „schwierige Situation“ entstanden. Der Diözesan-Caritasverband habe zweckgebundene Rücklagen aufgelöst, die über Jahre erwirtschaftet worden seien, um die Träger der vielfältigen Dienste vor Ort bei ihren Verpflichtungen zu unterstützen. Für 2021 seien statt der beantragten 21 Millionen Euro nur 17,5 Millionen Euro vom Bistum zu erwarten. Da die Sachkostenquote sehr gering sei, könne letztlich nur bei den Personalkosten gespart werden. Nicht sparen wolle die Caritas bei „klassischen kirchlichen Caritas-Diensten“ wie der Armenfürsorge und dem Lebensschutz. Zum anderen betreffe das die Sicherung der Qualität der Dienste und die Entlastung und Unterstützung der ehrenamtlichen Träger. Finanziell sei es nicht leistbar, allen Diensten und Einrichtungen betriebswirtschaftlich professionelle Trägerstrukturen zu geben. „Wir wollen als Kirche kein kommerzieller Akteur im sozialen Markt sein!“, betonte Bieber.

mh (POW)

(5120/1284; E-Mail voraus)

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