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„Es stehen Entscheidungen für die Pastoral der Zukunft an“

Bischöflicher Finanzdirektor Albrecht Siedler: „Angreifen der Reserven in einer Umbruchsituation zwar vertretbar, aber sicherlich nicht erfreulich“

Würzburg (POW) Der Haushalt der Diözese Würzburg für 2018 hat ein Rekordniveau, gleichzeitig muss das Bistum auf Rücklagen zurückgreifen. Wie er die künftige Entwicklung einschätzt, erläutert der Bischöfliche Finanzdirektor Albrecht Siedler im folgenden Interview.

POW: Der Haushaltsplan 2018 für die Diözese Würzburg liegt vor. Mit über 213 Millionen Euro ist der Etat auf Rekordniveau. Ist das für Sie ein Grund zur Freude?

Bischöflicher Finanzdirektor Albrecht Siedler: Die nominale Höhe des Haushaltsvolumens ist nicht entscheidend. Im Wesentlichen ist die Steigerung des Haushaltsvolumens darauf zurückzuführen, dass die steigenden Kosten, insbesondere im Personalbereich, nicht durch steigende laufende Einnahmen gedeckt sind, sondern durch Entnahmen aus den Rücklagen finanziert werden müssen. Das Angreifen der Reserven ist in einer Umbruchsituation zwar vertretbar, aber sicherlich nicht erfreulich. Die Diözese Würzburg muss durch abgewogene Schwerpunktsetzungen wieder Haushalte ohne Rücklagenentnahmen erreichen.

POW: Die Kirchensteuereinnahmen sind gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen, dennoch muss das Bistum zum zweiten Mal in Folge auf Rücklagen zurückgreifen. Wieso das?

Siedler: Die großen Ausgabenpositionen liegen im Wesentlichen fest und können nicht kurzfristig reduziert werden. Insbesondere die tariflichen Steigerungen der Gehälter und notwendige Zukunftsinvestitionen übersteigen die leichten Einnahmesteigerungen.

POW: Die Bauinvestitionen steigen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zehn Prozent auf mehr als 31 Millionen Euro. Warum wird trotz sinkender Einnahmen investiert?

Siedler: Baumaßnahmen werden oft über viele Jahre geplant und umgesetzt. Die kirchlichen Bauherren und alle am Bau Beteiligten brauchen die Verlässlichkeit der Diözese bei der Finanzierung notwendiger Bauvorhaben. Kurzfristig kann auch hier nicht gespart werden.

POW: Die Personalausgaben sind der größte Posten im Haushalt und steigen seit Jahren. Mit welcher Strategie will die Diözese es schaffen, diese Kosten im Griff zu behalten und gleichzeitig in der Seelsorge die Personaldecke nicht auszudünnen?

Siedler: Die Diözese Würzburg, ihre Pfarreien und Einrichtungen haben in den vergangenen Jahrzehnten eine Fülle von Aufgaben außerhalb der Seelsorge übernommen. Außerdem hat sich Seelsorge aufgrund der gesellschaftlichen Situation erheblich ausdifferenziert. Mit Blick auf die Pastoral der Zukunft sind diese Aufgabenfelder zu überprüfen und Schwerpunkte festzulegen. So kann ich mir zum Beispiel vorstellen, dass kleine Pfarrbüros  und Dienststellen dank der verbesserten technischen Möglichkeiten verwaltungsmäßig zu zentralen Servicezentren mit längeren Öffnungszeiten und dadurch besserer Erreichbarkeit zusammengefasst werden.

POW: Seit Jahren ist die Rede davon, dass mittel- bis langfristig das Haushaltsvolumen aufgrund der demografischen Veränderungen zurückgehen wird. Mit welchen Maßnahmen bauen Sie für diese Zeit vor?

Siedler: Wir können sehr dankbar sein, dass in der Vergangenheit die notwendigen Mittel für die Ruhestandsverpflichtungen der Diözese zurückgelegt wurden. Somit ist zumindest dieser Bereich abgedeckt. Durch die angesprochenen Schwerpunktsetzungen und den Wegfall von Aufgaben verbunden mit den technischen Innovationen müssen die Ausgaben wieder an die sinkenden Einnahmen angepasst werden.

POW: Wo sehen Sie das bislang noch nicht genutzte größte Sparpotenzial für die Diözese?

Siedler: In der Festlegung von Aufgaben, die in der Zukunft nicht mehr oder nicht mehr im bisherigen Umfang wahrgenommen werden sollen. Diese Festlegung fällt der Kirche aber auch sehr schwer, da immer Menschen mit ihren besonderen Anliegen, Sorgen und Bedürfnissen betroffen sind.

POW: Wenn in diesem Jahr ein neuer Bischof kommt und von Ihnen einen Überblick über die Finanzsituation möchte, wie wird Ihre kurze Antwort lauten?

Siedler: Die Finanzsituation ist derzeit noch geordnet, die Ruhestandsverpflichtungen sind abgedeckt. Es stehen aber schwere Entscheidungen für die Pastoral der Zukunft an, die schnell getroffen werden müssen.

Interview: Markus Hauck (POW)

(0818/0169; E-Mail voraus)

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