Limbach (POW) Weit über das Maintal hinweg sind der Zwiebelturm und die große Eingangsfassade der Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Limbach (Landkreis Haßberge) zu sehen. Aus der Nähe wird deutlich: Das vom Barockbaumeister Balthasar Neumann errichtete Gotteshaus muss restauriert werden. Außen bröckeln Putz und Farbe, innen zeugen ein Grauschleier auf dem Verputz, Risse in den Fensterbögen und Wänden sowie Kalkausblühungen an der Decke von der Notwendigkeit. Die letzte Sanierung liegt mehr als 30 Jahre zurück. Rund 2,2 Millionen Euro sind für die Arbeiten veranschlagt. 50.000 Euro trägt die örtliche Kirchenstiftung, den Rest größtenteils die Diözese Würzburg. An den Kosten der Sanierung in Limbach beteiligen sich außerdem unter anderem das Landesamt für Denkmalpflege, die Bayerische Landesstiftung und die Stadt Eltmann. Insgesamt investiert die Diözese allein im Jahr 2016 rund 7,5 Millionen Euro in den Erhalt von Kirchen, weitere gut drei Millionen Euro fließen in Pfarrheime.
„Von der Orgel über die Kirchenbänke bis hin zur Kanzel und Altären: Es gibt im Bistum Würzburg kaum eine Kirche, bei der die Innenausstattung und der Bau derartig harmonieren“, sagt Pfarrer i. R. Otmar Pottler, der als Ruhestandsgeistlicher die Kirche seelsorgerlich betreut. Sonntags um 9 Uhr feiert er dort Eucharistie. Zwischen 150 und 200 Gläubige aus der gesamten Gegend feiern die Gottesdienste jeweils mit. Rund 50 Gruppenführungen hält Pottler nach eigenen Angaben pro Jahr, hinzu kommen die etwa 240 Gruppen, die von den Flusskreuzfahrtschiffen auf dem Main aus einen Abstecher in die Wallfahrtskirche machen. „Die Zahl der Opferkerzen macht zudem deutlich: Die Kirche wird auch von vielen Menschen genutzt, die zum Gebet und zur Besinnung hierher kommen.“ Außerdem sei die Kirche nicht zuletzt ein beliebter Ort für Trauungen und Taufen. „Für das Dekanat hat Maria Limbach definitiv eine herausragende Bedeutung, die auch mit dem Engagement von Pfarrer Pottler zusammenhängt. Die Pilgerhalle nebenan nutzen wir regelmäßig für Konferenzen der Seelsorger des Dekanats“, sagt Stefan Gessner, Dekan des Dekanats Haßberge.
Zwischen 1973 und 1985 fanden unter Pfarrer Josef Kleinhenz letztmalig Arbeiten an dem Gotteshaus statt. Die gesamte Baumaßnahme umfasste damals fünf Bauabschnitte mit einem Kostenaufwand von insgesamt rund drei Millionen DM. Damals wurden die Orgel saniert, eine Alarmanlage eingebaut, der Parkplatz überarbeitet und der rund 500 Jahre alte Lindenbaum gesichert. Außerdem wurden das Kirchenschiff fundamentiert, der Fußboden mit Natursandstein erneuert und eine Fußbodenheizung installiert. Zwischen 1983 und 1985 folgten dann die Innen- und Außenrenovierung.
Dass die rund 700 Einwohner zählende Ortschaft im Landkreis Haßberge eine derartig große und prächtige Kirche hat, verdankt sie mehreren Umständen: 1727 fand am rund 100 Meter entfernten „Gnadenbrünnlein“ eine Hirtin Heilung von einem Augenleiden. Schnell setzte eine rege Wallfahrt zum Brunnen und der nahegelegenen, gotischen Kirche ein. Der Würzburger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, der von 1729 bis 1746 regierte, wurde in fortgeschrittenem Alter bei einer Wallfahrt nach Limbach von einem Hüftleiden geheilt. In seinem Testament vermachte er daher der Limbacher Kirche die stattliche Summe von 12.000 Gulden, damit die alte Kirche instand gesetzt werde. Die Testamentare kamen dem Wunsch 1750 nach: Sie ließen die nach Osten ausgerichtete gotische Kirche kurzerhand abreißen und beauftragten Neumann mit einem Neubau. Der drehte das Kirchenschiff kurzerhand so, dass die Fassade zum Maintal wies, und nahm die Länge der alten Kirche als Vorgabe für die Breite der neuen. Die rundum verlaufende Empore war ein baulicher Schachzug Neumanns. So war die Kirche unten für die 400 Personen zählende Sonntagsgemeinde ideal bemessen und durch die Zusatzfläche oben genügend Platz für den Ansturm der Pilger.
Am 7. September 1755 weihte der Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die von Neumanns Sohn Franz Ignaz Michael vollendete Kirche ein. Die Innenausstattung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal begonnen. Für diese hatte Balthasar Neumann noch vor seinem Tod den Bamberger Stukkateur Andreas Luntz gewonnen. Wie vom Auftraggeber gewünscht, blieb die Decke ohne Fresken und widersetzte sich somit den Gebräuchen der Zeit. Der Bildhauer Johann Peter Wagner (1730 bis 1809) schuf unter anderem die Kanzel und die Altäre. Der Hochaltar mit seinen vier Säulen wirkt besonders leicht und luftig. Zentral ist dort das spätgotische Gnadenbild, das ältere der zwei in der Kirche vorhandenen. Die von Wagner geschaffenen Schnitzereien der Altäre wurden weiß gefasst, um wie aus Porzellan hergestellt und damit noch wertvoller zu wirken. Am Hochaltar sind unter anderem Joachim und Anna, die Eltern Mariens, zu sehen, am linken Seitenaltar zentral der Apostel Judas Thaddäus, am rechten der heilige Johannes Nepomuk. Die Orgel aus der Werkstatt des Würzburger Hoforgelmachers Johann Philipp Seuffert zählt 18 Register und ist das größte einmanualige Werk, das dieser je baute. Am Orgelprospekt sind im Stuckmarmor deutlich Risse zu sehen, die auf die Klimaschwankungen im Kirchenraum zurückzuführen sind.
Insgesamt ist die Renovierung der Pfarrkirche nun das dritte Großprojekt, das die Kirchenstiftung der kleinen Gemeinde innerhalb kurzer Zeit zu stemmen hat. 2011 fand die Renovierung des Pfarr- und Jugendzentrums mit Dorfkirche ihren Abschluss, die insgesamt 1,5 Millionen Euro kostete, 2013 wurde der alte Kindergarten abgerissen und 2014 der Kita-Neubau eingeweiht. Diese Projekte kosteten rund 1,8 Millionen Euro. „Wir hoffen, dass sich auch für das Projekt Wallfahrtskirchensanierung Spender und Sponsoren finden“, sagen Kirchenpfleger Thomas Pflaum und Kirchenrechnerin Renate Müller. Im Sommer 2016 sollen die Arbeiten an der Außenfassade und am Dach beginnen. 2017 sollen dann der Turm und die Sakristeien und schließlich 2018 der Innenraum folgen.
mh (POW)
(0906/0252; E-Maill voraus)
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