Würzburg (POW) Auch wenn im Jahr 2016 fast 24 Millionen Euro für Baumaßnahmen eingesetzt werden: Baumaßnahmen können im Bistum nur in längeren Zeiträumen umgesetzt werden. Warum das so ist und wie er die zukünftige Entwicklung der Finanzen einschätzt, erläutert Bischöflicher Finanzdirektor Albrecht Siedler im folgenden Interview.
POW: Der Haushaltsplan 2016 für die Diözese Würzburg liegt vor. Wie würden Sie ihn mit wenigen Worten zusammenfassen?
Bischöflicher Finanzdirektor Albrecht Siedler: Kirchliches Handeln ist personalintensiv und braucht Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit. In diesem Sinne setzt der Haushalt den soliden Kurs der Vorjahre fort, ermöglicht aber auch aktuelle Hilfestellungen. Die Personalkostenquote ist mit rund 58 Prozent (114,6 Millionen Euro) der größte Ausgabenblock. Die Zuweisungen an selbständige Rechtsträger – zum Beispiel an den Diözesan-Caritasverband – in Höhe von 44,7 Millionen Euro (22 Prozent) sichern im Wesentlichen die dortigen Personalkosten, die Baukostenzuschüsse mit 23,8 Millionen Euro (12 Prozent) den Erhalt kirchlich genutzter Gebäude.
POW: Im Vergleich zu den Vorjahren ist das Etatvolumen leicht zurückgegangen. Muss das Bistum in Zukunft die Ausgaben zurückfahren?
Siedler: Der Rückgang des Haushaltsvolumens gegenüber 2015 um rund 700.000 Euro ist darauf zurückzuführen, dass im letzten Jahr einmalige Kirchensteuersonderzahlungen aus den Vorjahren in Höhe von 7,5 Millionen Euro angefallen sind. Auch wenn sich der demographisch zu erwartende Rückgang des Kirchensteueraufkommens im Haushalt 2016 noch nicht zeigt, so muss sich die Diözese Würzburg darauf einstellen, dass künftig weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen werden.
POW: Während die Kirchensteuereinnahmen leicht rückläufig sind, sind die sonstigen Einnahmen gestiegen. Was verbirgt sich hinter diesem Posten?
Siedler: Die sonstigen Einnahmen mit 18,6 Millionen Euro betreffen mit rund zwölf Millionen Euro Personalkostenerstattungen einschließlich Versorgungszuschlägen (zum Beispiel für Religionslehrer) und mit rund drei Millionen Euro Vermögenserträge. Die restlichen 3,6 Millionen Euro verteilen sich auf viele verschiedene Ertragspositionen: Zum Beispiel Teilnehmergebühren bei Fortbildungskursen, Dienstleistungen wie EDV-Betreuung und Verrechnungen, beispielsweise von Telefonkosten.
POW: Die Personalkosten sind größter Ausgabeposten, die Bauinvestitionen sinken im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel. Gilt also gerade für das Haushaltsjahr 2016: Die Diözese investiert in Menschen und weniger in Gebäude?
Siedler: Kirchliches Handeln hat immer die Menschen im Blick und kann nicht durch Maschinen ersetzt werden. Menschen, die diesen Dienst als Beruf und Berufung leisten, müssen hierfür auch angemessen entlohnt werden. Daher kann die Diözese letztlich nur in dem Umfang in Gebäudesubstanz investieren, in dem die Mittel nicht für andere Aufgabenfelder benötigt werden. Trotz des hohen Einsatzes von fast 24 Millionen Euro können notwendige Baumaßnahmen erst in längeren Zeiträumen umgesetzt werden.
Interview: Markus Hauck (POW)
(0916/0263; E-Mail voraus)
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