Würzburg (POW) Die Zahl der Kirchenaustritte belasten ihn als Bischof sehr. Das hat Dr. Franz Jung bei der Pressekonferenz zum Jahresauftakt am Freitag, 28. Januar, betont. „Ich kann die Enttäuschung vieler Gläubiger über ihre Kirche sehr gut nachvollziehen und leide selbst unter dem Bild, das die katholische Kirche momentan in der Öffentlichkeit abgibt“, sagte der Bischof im Würzburger Burkardushaus. Ihm sei sehr bewusst, dass viele Mitchristen ihren weiteren Verbleib in der Kirche davon abhängig machten, ob es wirklich eine erneuerte Gestalt der Kirche geben wird. „Ich setze mich beim Synodalen Weg dafür ein“, sagte der Bischof. Er dankte zugleich allen, die „trotz allem, was nicht gut läuft“, der Kirche durch ihre Mitarbeit und ihre Kirchensteuer die Treue halten. „Ich hoffe, dass wir Sie nicht enttäuschen auf dem Weg der inneren Erneuerung des Bistums.“
In seinem Gesamtblick auf das bevorstehende Jahr verwies der Bischof auf das Jahresmotto „Verleih mir ein hörendes Herz“ aus dem ersten Buch der Könige. „Angesichts zunehmender Polarisierung in der Gesellschaft zeigt sich, wie wichtig es ist, aufeinander zu hören und in ein Gespräch miteinander einzutreten.“ Auch beim zukunftsfähigen Aufstellen der Diözese sei die Haltung gegenseitigen Zuhörens eine gute Hilfe. Derzeit laufe das Errichten der 43 Pastoralen Räume (siehe eigener Bericht). Im laufenden und den kommenden Jahren werde es darum gehen, die Arbeit dort und in den neun neuen Dekanaten neu aufzustellen. Fortgesetzt werde auch die Konsolidierung des Haushalts (siehe eigener Bericht). „Wir haben uns auch dazu durchringen müssen, uns soweit als möglich von den Immobilien der Kindertagesstätten zu trennen.“ Wie der Bischof betonte, werde die Betriebsträgerschaft weitergeführt. Er dankte den Kommunen, denen katholische Kindertagesstätten vor Ort ein Herzensanliegen seien, für konstruktive Verhandlungen.
Das Münchener Missbrauchsgutachten habe verständliche Empörung ausgelöst und in der öffentlichen Wahrnehmung zum Eindruck geführt, Kirche würde zu wenig tun oder gar das Problem aussetzen. „Dieser Eindruck ist nicht zutreffend, auch wenn ich gerne einräume, dass viele Vorgänge rund um das Thema Aufarbeitung des Missbrauchs einen langen – für manche zu langen – Vorlauf benötigen“, erklärte Bischof Jung. Er setze sich nach Kräften dafür ein, der Selbstverpflichtung nachzukommen, die er und die übrigen deutschen Bischöfe gegenüber dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen sexuellen Kindesmissbrauchs eingegangen seien (siehe eigener Bericht).
Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran sprach mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen im Bistum von „Kirche im Umbruch“. Die Erosion der Volkskirche sei bereits im Gange. „Was seit Jahrzehnten sowohl in der pastoraltheologischen Diskussion als auch in den Gemeinden vor Ort immer wieder vorausgesagt wurde, wird jetzt mit zunehmender Geschwindigkeit zur unabweisbaren Realität.“ Bis 2023 erfolge eine Kategorisierung der kirchlichen Immobilien, begleitet durch ein Heft, das in diesen Tagen an die ehren- und hauptamtlichen Verantwortlichen in den Gemeinden geschickt werde. Es gehe um Fragen wie: Welche Gebäude können weiterhin von der Diözese mitfinanziert werden und in welchem Umfang? „Die Letztentscheidung zu künftigem Betrieb oder Aufgabe und Verkauf liegt bei den Kirchenstiftungen“, betonte der Generalvikar. Es gebe jedoch auch viele weitere Möglichkeiten der Kooperation und Finanzierung. Eine Projektgruppe habe den Auftrag, einen möglichst konkreten Vorschlag für die Immobilien eines jeden Pastoralen Raums zu erarbeiten.
„Innerhalb eines vorgegebenen Rahmens besteht die Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen, die den Bedürfnissen vor Ort näher kommen als der Vorschlag.“ Maßgeblich in die Entscheidung einbezogen werden laut Vorndran neben den Kirchenverwaltungen die im März neu zu wählenden Vertreterinnen und Vertreter der Räte im Pastoralen Raum. Die jeweilige Umsetzung werde mit zahlreichen Gesprächen verbunden sein. Dr. Jürgen Emmert werde für alle Fragen der Immobilienkategorisierung Ansprechpartner im Bischöflichen Ordinariat sein.
Auch im dritten Jahr der Pandemie betreffe Corona maßgeblich das kirchliche Leben. Umfassend halte das Bistum die staatlichen Regeln ein, gehe aber nicht darüber hinaus. „Wir wollen so weit wie möglich weiter für die Menschen da sein“, betonte der Generalvikar. Ihm sei bisher kein Fall bekannt, bei dem ein Gottesdienst oder eine sonstige kirchliche Veranstaltung ein Pandemietreiber gewesen sei. Positiv seien die vielfältigen Gottesdienstübertragungen im Internet oder im lokalen Fernsehprogramm von TV Mainfranken. Jeden dritten Sonntag gebe es seit Kurzem Wort-Gottes-Feiern um 10 Uhr im neuen Satellitenkanal FrankenPLUS. Am 30. Januar komme die Aufzeichnung aus Oberwildflecken, am 20. Februar aus Hammelburg. Aus Sicht des Bistums sei die Impfung das wichtigste Instrument zur Bekämpfung der Pandemie. „Es wäre sehr bedauerlich, wenn eine hohe Impfquote in unserer Gesellschaft erst durch eine Impfpflicht erreicht werden könnte."
Der Generalvikar wies im Blick auf die Aktion „OutInChurch“, bei der sich Anfang der Woche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der katholischen Kirche geoutet haben, darauf hin, dass es im Bistum auf Initiative von Bischof Jung die Arbeitsgruppe „Regenbogenpastoral“ gebe, die sich um die Seelsorge für LGBTIQ+-Personen kümmere. Für Priester gelte unabhängig der sexuellen Orientierung das eingegangene Zölibatsversprechen. „Bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bistums Würzburg, die in einer homosexuellen Partnerschaft leben, werden im Bistum Würzburg keinerlei Maßnahmen aufgrund der Grundordnung in diesem Feld getroffen.“ Der Umgang mit Homosexualität sei beim Synodalen Weg ein Thema. Das Bistum setze sich dafür ein, dass das Dienstrecht zum Umgang mit queeren Personen und homosexuellen Partnerschaften sehr bald eine entsprechende Änderung erfahre. „Alle Beschäftigten sollen Kirche ohne Angst erleben“, erklärte Generalvikar Vorndran.
mh (POW)
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