Motten (POW) „Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir keinen Prunkbau wollen. Wir wollen eine einfache, zweckmäßige und ordentliche Kirche, in der wir Gottesdienste feiern können und in der es im Winter warm ist“, erklärt Kirchenpfleger Michael Mahr. Dieser Wunsch ist nun in greifbare Nähe gerückt. Zwischen Herbst 2019 und Frühjahr 2020 soll der Rück- und Neuaufbau der Pfarrkirche Sankt Bartholomäus in Motten beginnen. Die Gesamtbaukosten betragen nach derzeitigen Schätzungen rund 2,2 Millionen Euro. Davon finanziert die Diözese Würzburg knapp zwei Millionen Euro. Die Pfarrgemeinde trägt die restlichen Kosten. So wurde unter anderem das Pfarrhaus für 133.000 Euro verkauft, erklärt Mahr. Die Umgestaltung der durch den Abriss frei werdenden Fläche zu einem Kirchplatz wird von der Gemeinde Motten übernommen und auch finanziert.
Nasse Flecken und Risse im Beton, undichte Stellen im Dach, im Winter gerade mal zehn oder zwölf Grad Innentemperatur – schon seit längerem sind die Mängel in dem 1965/1966 erweiterten Gotteshaus sicht- und spürbar. „Der Beton im hinteren Bereich ist absolut marode“, erklärt Mahr bei einem Rundgang mit seinen Kollegen von der Kirchenverwaltung, Arno Schwarz und Kirchenrechnerin Claudia Vogel. Bei Regen dringe Wasser durch Wände und Dach ein. „Teilweise läuft eine Rostbrühe heraus.“ Auch die Statik des eigenwilligen Dachs – einer Konstruktion aus mehreren aneinandergereihten Satteldächern – bereitet den Verantwortlichen Sorgen. „Bei größeren Schneemengen waren wir gezwungen, die Kirche zuzusperren“, erklären Mahr und Schwarz. In die Jahre gekommen ist auch die Heizungsanlage. „Wir erreichen in der Kirche maximal eine Temperatur von zehn, zwölf Grad. Neulich haben wir auch schon Gottesdienst bei einer Innentemperatur von zwei Grad gefeiert. Wir können es uns einfach nicht leisten, diese große Kirche zu heizen.“ Der jährliche Heizölbedarf liege derzeit bei rund 9000 Litern.
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Schon seit zehn oder 15 Jahren wurde in der rund 1700 Einwohner zählenden Gemeinde – darunter 758 Katholiken – über die Zukunft des Gotteshauses diskutiert, sagt der Kirchenpfleger. Vor acht Jahren musste bereits der Kirchturm saniert werden. „Die Balken waren teilweise marode und wurden durch Eisenträger ersetzt.“ Bei einer Sitzung der Kirchenverwaltung vor sechs Jahren sei dann der entscheidende Satz gefallen: „Warum machen wir das nicht alles weg?“ Das Architekturbüro Friedrich Staib aus Sommerhausen erarbeitete einen Entwurf für einen Rück- und Neubau und stellte diesen bei einer Informationsveranstaltung im Herbst 2016 vor. Das Konzept überzeugte nicht nur aus optischer und praktischer Sicht, sondern auch finanziell. „Es hat sich herauskristallisiert, dass eine Sanierung teurer ist als der Rückbau und Neuaufbau.“
Die Kirche werde auf ihren ursprünglichen Grundriss aus dem 19. Jahrhundert zurückgebaut, erklärt Mahr. Bis auf den Kirchturm und den darunter liegenden Chor sowie die Sakristei mit den angrenzenden Lagerräumen und Toiletten werden alle Wände sowie das Dach abgerissen. „Der Dachstuhl ist Sondermüll und muss entsprechend entsorgt werden“, erläutert Mahr. Die Grundfläche schrumpft von 580 auf rund 220 Quadratmeter. Anstelle der jetzigen Betonwände werden Ziegelwände errichtet. Die Nordseite erhält zudem eine kombinierte Glas-Stahl-Wand, durch die Licht in die Kirche fallen soll. Noch geprüft wird, ob das große, farbige Glasfenster an der Südseite erhalten werden kann. Es stellt das „Blutende Herz Mariens“ dar. Falls nicht, werde es durch ein neues Fenster in gleicher Größe und Ausführung ersetzt. Für das Dach sehen die Pläne ein schlichtes Spitzdach vor.
Der Eingang befindet sich künftig auf der Westseite gegenüber vom Altarraum. Von der Inneneinrichtung soll so viel wie möglich weiter verwendet werden, war sich das Kirchenverwaltungsteam einig. Der Altar werde umgearbeitet, ebenso die Kirchenbänke. Der Taufstein bekommt rechts vom Altarraum seinen neuen Platz. Über den Eingang wird eine Empore gebaut, die Platz für bis zu 30 Menschen bieten soll. Insgesamt werde es in der neuen Kirche rund 160 Sitzplätze geben. „In der Regel besuchen 150 bis 160 Menschen den Sonntagsgottesdienst.“ Richtig ausgelastet sei die Kirche, die derzeit genau 448 Sitzplätze bietet, lediglich bei großen Gottesdiensten, beispielsweise an den Hochfesten, erläutert der Kirchenpfleger. „Aber nur für vier, fünf Tage im Jahr können wir uns die große Kirche nicht leisten. Es muss zusammengerückt werden.“
Im Zuge der Baumaßnahme bekommt die Kirche zudem eine neue elektronische Orgel, die ebenfalls über dem Eingang ihren Platz finden soll. Außerdem werde die Heizung auf Pelletbetrieb umgestellt. Einen Pelletproduzenten gibt es laut Mahr vor Ort. Auch der benachbarte Kindergarten Sankt Bartholomäus soll an die neue Heizung angeschlossen werden.
Auf der Fläche, die durch den Rückbau frei wird, soll ein richtiger Kirchplatz entstehen, auf dem die Gläubigen sich nach dem Gottesdienst treffen oder auch ein Sommerfest feiern können. Die Gestaltung des Platzes sowie die Finanzierung dieser Maßnahme übernimmt die Gemeinde Motten. Was mit den Heiligenfiguren geschehen soll, steht noch nicht abschließend fest. „Der heilige Bartholomäus bleibt“, sagt Mahr. Die anderen Figuren müssen vorerst wohl eingelagert werden.
Während des Rück- und Neubaus werden die Gottesdienste im Pfarrheim Sankt Josef stattfinden. Für größere Gottesdienste könne außerdem die Kirche in Kothen genutzt werden. Mahr rechnet mit eineinhalb bis zwei Jahren Bauzeit. In der Gemeinde freue man sich schon auf den Tag, an dem das Gotteshaus nach dem Umbau wieder geweiht wird. „Wir brauchen unsere Kirche. Motten ohne Kirche geht nicht!“
sti (POW)
(0819/0209; E-Mail voraus)
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