Es freut mich, dass der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Würzburg, Dr. Michael Wolf, die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung (MAV), Dorothea Weitz, und Hans Dieter Arnold vom Diözesansteuerausschuss und vom Diözesanvermögensverwaltungsrat anwesend sind.
Lassen Sie mich zu Beginn ein großes Dankeschön an alle Katholiken im Bistum Würzburg sagen, die mit ihrer Kirchensteuer einen wichtigen Beitrag für die katholische Kirche in Mainfranken leisten. Diese finanzielle Unterstützung deckt mit über 80 Prozent den Großteil des Gesamthaushalts des Jahres 2019, mit über 85 Prozent den Großteil der prognostizierten Erträge. Mit der Kirchensteuer kann unsere Kirche von Würzburg viel Gutes tun – gemeinsam mit den kirchlichen Gemeinden im Bistum Würzburg und gemeinsam mit der ganzen Gesellschaft hier in Mainfranken. Das so entstandene Netz trägt viele Menschen.
Bei meinen Besuchen in den Medienhäusern in der Diözese Würzburg in den vergangenen Monaten, aber auch beim Journalistenabend im November 2018 hier im Medienhaus der Diözese habe ich bereits auf die angespannte finanzielle Situation der Diözese Würzburg hingewiesen. Auch bei der Vorstellung der Bilanzen im November 2017 und bei der Haushaltspressekonferenz im vergangenen Februar 2018 hatte der damalige Finanzdirektor Albrecht Siedler mit großer Sorge die künftige Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben angesprochen. Die Ausgaben überschreiten seit einigen Jahren die Einnahmen deutlich, während künftig mit zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen zu rechnen sei. Hier müsse das Bistum entgegensteuern, wenn es finanziell nicht in eine Schieflage geraten wolle, so der damalige Finanzdirektor.
Seit meinem Amtsantritt am 10. Juni 2018 ist es deshalb für mich eine besondere Priorität, die Finanzen der Diözese neu zu ordnen. Hierzu gehört erstens, dass die Verwendung der uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel transparent und nachvollziehbar dargestellt wird, und zwar nach den Regeln des Handelsgesetzbuches, wie sie auch für größere Unternehmen gelten. Wir legen damit umfassend Rechenschaft gegenüber den Gläubigen und gegenüber der Öffentlichkeit ab. Gleichzeitig verfügen wir damit über ein Instrument, mit dem wir genau analysieren und steuern können, wofür wir Geld ausgeben und wie wir damit am besten unseren kirchlichen Auftrag zum Wohle der Menschen erfüllen.
Die Finanzen neu ordnen bedeutet zweitens, dass wir unbedingt einen ausgeglichenen Haushalt benötigen, wir also nicht mehr ausgeben als wir einnehmen. In diesem Jahr enthält unser Haushaltsplan noch ein Defizit, und weil viele Ausgaben gebunden sind, wird es auch erst mittelfristig gelingen, aus der derzeitigen finanziellen Situation herauszukommen.
Dazu prüfen wir sorgfältig und gründlich, wie wir zukünftig unsere kirchlichen Aufgaben erfüllen wollen und müssen. Wir fragen uns deshalb: Welche Aufgaben sind uns wichtig? In welchen Bereichen erfordern unsere Schwerpunkte, die wir derzeit erarbeiten, Mehrausgaben? In welchen Bereichen müssen wir künftig Verzicht üben und weniger ausgeben? Wo müssen wir andere Träger und Organisationen einschließlich den Staat künftig um mehr Engagement und Beteiligung bitten? Und wie können wir selbst zugunsten unseres Dienstes an den Menschen finanzielle Mittel sparen, indem wir als Verwaltung effizienter und besser oder schlichtweg auch einfacher und bescheidener arbeiten, etwa hinsichtlich unserer Bauprojekte?
Klar ist: Wir müssen umsteuern, um die Finanzen der Diözese zukunftsfähig, nachhaltig und transparent aufzustellen. Ein gutes halbes Jahr nach meinem Amtsantritt kann ich sagen, dass wir uns bereits auf einem guten Weg befinden. Wir sind dabei, mit Ruhe und Kraft zu analysieren sowie mit Nachdruck und Sorgfalt zu reorganisieren.
Dazu gehört auch, dass wir neben der umfassenden Umstellung auf die Vorgaben des Handelsgesetzbuchs auch eine transparente und klare Zuordnung und Abgrenzung der unterschiedlichen kirchlichen Rechtsträger durchführen und klar definieren, welche Personen und Organe Verantwortung einerseits für die operativen Entscheidungen, andererseits für die Aufsicht und Kontrolle tragen. Wir ordnen die Finanzen der unterschiedlichen Rechtsträger insgesamt neu – hierzu gehören neben der Diözese etwa auch der Bischöfliche Stuhl und die Emeritenanstalt als „Pensionskasse" der Priester der Diözese.
Wir bekennen uns nachdrücklich zu Compliance und Good Governance, und das bedeutet: Es gibt klare Regeln, es gibt klare Zuständigkeiten, es gibt klare Verantwortlichkeiten.
Die von der Deutschen Bischofskonferenz eingeleitete Transparenzoffensive befindet sich im Bistum Würzburg auf einem guten Weg, davon bin ich überzeugt. An dieser Stelle will ich nicht versäumen, dem kommissarischen Finanzdirektor Andreas Hammer und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Finanzkammer herzlich für den großen Einsatz in den vergangenen Monaten zu danken.
Für die Finanzsituation im Jahr 2019 sind mir besonders folgende Punkte bedeutsam:
1. Die jeweiligen Ansätze und Budgets unseres Haushaltsplans sind selbstverständlich einzuhalten. Ich habe im Übrigen großen Wert darauf gelegt, dass die jeweiligen Haushaltsansätze der Hauptabteilungen den Vorjahresansatz nicht übersteigen. Mithilfe eines schnell reagierenden und effektiven Haushaltscontrollings wollen wir versuchen, die prognostizierten Aufwendungen – soweit möglich – bereits in diesem Haushalt zu reduzieren. Absolute Haushaltsdisziplin lautet das Gebot der Stunde für alle Hauptabteilungen des Bischöflichen Ordinariats.
2. Eine rasche Konsolidierung des Haushalts ist angesagt, ein ausgeglichener Diözesanhaushalt ohne Rücklagenentnahme ist Ziel der kommenden Jahre – und das angesichts eines zu erwartenden Rückgangs der Kirchensteuereinnahmen. Hierzu werden wir in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit den diözesanen Gremien dringend notwendige Entscheidungen zu Schwerpunkten treffen.
3. Zum 31. Dezember 2019 endet die Amtszeit des derzeitigen Diözesansteuerausschusses. Zum 1. Januar 2020 nimmt ein neu gewählter Diözesansteuerausschuss seine Arbeit auf. Dieses Gremium trifft nach den kirchenrechtlichen und staatskirchenrechtlichen Vorschriften neben dem Konsultorenkollegium die Entscheidungen über die künftigen Diözesanhaushalte und über außerordentliche Ausgaben.
Um es ganz deutlich zu machen: Wem das Geld des Kirchensteuerzahlers anvertraut wird, der hat nicht nur regelmäßig gegenüber der Öffentlichkeit Rechenschaft abzulegen, wie wir das etwa mit der Veröffentlichung unserer Jahresabschlüsse tun. Wem das Geld des Kirchensteuerzahlers anvertraut ist, der hat sich vielmehr darüber hinaus in regelmäßigen und kurzen zeitlichen Abständen gegenüber unabhängigen Kontroll- und Aufsichtsgremien zu verantworten, Rechenschaft über seine operativen Handlungen und Entscheidungen abzulegen, für bestimmte Geschäfte Zustimmung einzuholen und sich auch kritischen Fragen zu stellen. Nur dies gewährleistet eine echte und effektive Kontrolle.
Dabei gilt, dass Aufsichtsgremien mit externen sachverständigen Personen besetzt werden, die die notwendige Unabhängigkeit mit sich bringen. Es gilt dabei, dass Interessenkonflikte von vorneherein zu vermeiden sind. Wer Geld verwaltet, kann sich nicht gleichzeitig kontrollieren. Wir stellen die entsprechenden Gremien – insbesondere den Diözesanvermögensverwaltungsrat – bis Ende des Jahres neu auf und stärken sie, damit sie ihre Informationsrechte und ihre Aufsichtspflichten wirksam wahrnehmen können.
Die Umsetzung einer verbesserten Finanz- und Verwaltungsstruktur, die Entscheidungen über künftige Schwerpunkte und über die künftige pastorale Struktur sind drängende Aufgaben im Bistum Würzburg. Um die Situation der Gemeinden gut und richtig einschätzen zu können, besuche ich derzeit die 19 Dekanate im Bistum. Die Treffen und Gespräche mit den Haupt- und Ehrenamtlichen sind hierbei sehr bedeutsam. Ich erlebe bei jeder Begegnung: Die Menschen vor Ort wollen wissen, wohin der Weg der Seelsorge und der Kirche von Würzburg künftig führt. Nach diesen Begegnungen werde ich ein Gesamtfazit ziehen. Wobei – und das sei hier gesagt – mich ein Thema bereits heute sehr beschäftigt: Wohin entwickelt sich der ländliche Raum hier in Unterfranken? Wie kann Kirche in den kleinen Gemeinden lebendig bleiben? Schaffen wir es mit den Gläubigen vor Ort, die Kirche im Dorf zu lassen?
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Kirche von Würzburg steht vor weitreichenden Veränderungen. Wir werden neue Wege in die Zukunft gehen müssen und auch gehen. Für mich als Bischof von Würzburg sind neben den bereits genannten Entscheidungen dauerhaft drei Punkte von zentraler Bedeutung:
das kontemplative Gebet, Katechese an neuen Orten und der Dienst an den Armen unserer Gesellschaft.
Ich bin überzeugt: Mit Gottes Hilfe und in der Gemeinschaft der Katholiken im Bistum Würzburg dürfen wir mutig, liebevoll und gesammelt die neuen Wege gehen. Für die erste Wegstrecke kann uns hierbei das Jahresmotto 2019, ein Wort aus der Bibel, Orientierung geben. Es steht im Neuen Testament, im zweiten Brief an Timotheus: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und Besonnenheit.“ Diesen Geist Gottes wünsche ich uns allen bei den vor uns liegenden, nicht leichten Aufgaben.