"Die Entwicklung der kirchlichen Statistik im Jahr 2021 schmerzt mich, aber sie überrascht mich nicht. Mit einem ehrlichen Blick auf die Situation war dieses Ergebnis zu erwarten. Ich bin ebenso wie viele Katholikinnen und Katholiken verärgert und enttäuscht über das problembeladene Bild, das wir als Kirche abgeben - in Deutschland, im Vatikan und in der Weltkirche. Es darf niemanden verwundern, dass derzeit viele Menschen der Kirche das Vertrauen entziehen und auch unserem guten Tun die Zustimmung versagen.
Wir haben in unserer Kirche riesige Baustellen. Dazu zählt vor allem die Aufklärung und Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Aber auch beim Umgang mit den uns anvertrauten Finanzen und der von den Gläubigen zu Recht erwarteten Transparenz des kirchlichen Handelns müssen wir besser werden. Dabei ist es wichtig, keine falschen Versprechungen zu machen. Wir werden diese Fragen nicht in kurzer Zeit klären können.
Umso dankbarer bin ich allen, die ihren Glauben an Jesus Christus in der Gemeinschaft der Kirche leben und dort präsent sind, wo Menschen Hilfe suchen. Es sind die Gemeinden vor Ort, in denen lebendige Christusbeziehungen wachsen und gepflegt werden, in denen Menschen Sinn und Freude am Glauben finden und in denen sie sich mit viel Energie einbringen. Danke, dass Sie all die Umbrüche und den Vertrauensverlust mitaushalten, notwendige Veränderungen mittragen und weiter Christen unter den Menschen sind!"
Bischof Dr. Franz Jung